Gott schläft im Stein, atmet in der Pflanze, träumt im Tier, und erwacht im Menschen.
Rabindranath Tagore (zugeschrieben)
Ein Stein vor der Tür meines Elternhauses, wie er dorthin kam, weiß ich nicht. Die grünen Farbreste, die wie geschlossene Augen wirken, hat er sicher zufällig abbekommen, als die Fassade vor etlichen Jahren neu gestrichen wurde und er wie viele andere Steine irgendwo als Schüttmaterial an der Hausmauer lag. Das träumende Gesicht, das ich in ihm sehe, erinnert mich an einen Spruch unbekannter Herkunft, der manchmal als »indische Weisheit« kursiert, manchmal auch dem bengalischen Dichter Rabindranath Tagore zugeschrieben wird. Er könnte aber ganz gut auch auf manche Denker des deutschen Idealismus, wie z.B. Schelling, passen. Der Gedanke der All-Einheit oder zumindest eines ganzheitlichen Verwobenseins alles Lebendigen ist dem abendländischen Denken nicht so fern, wie man zuweilen meint und deutet sich sogar in einigen Passagen von Papst Franziskus Enzyklika »Laudato si« an.