Weih­nach­ten 2022

Mei­ne Gedan­ken zum dies­jäh­ri­gen Weih­nachts­fest fin­den sich sehr gut wie­der in einem Bild von Pie­ter Breu­ghel d.J. Es bringt zum Aus­druck, wie sehr »Gott am Ran­de« steht (Klaus Mül­ler) – damals wie heute.

Dass Gott gera­de als Rand­stän­di­ger und Wan­del­ba­rer sich als die Mit­te unse­res Daseins erweist, ver­deut­licht Leo­nar­do Boff (im nach­ste­hen­den Text). Zwi­schen Mül­lerscher Sub­jekt­phi­lo­so­phie und Boff’scher Befrei­ungs­theo­lo­gie las­sen sich durch­aus Reso­nan­zen ent­de­cken. Mögt auch Ihr, mögen auch Sie einen Gedan­ken fin­den, der es im Her­zen Weih­nach­ten wer­den lässt.

Pieter Brueghel d.J.: Anbetung der Könige

Sagt der Glau­be uns nicht, dass [Gott] unwan­del­bar ist, dass er das Sein in sei­ner gan­zen Fül­le besitzt, die Glück­se­lig­keit ohne irgend­ei­ne Ein­schrän­kung? Es gehört […] zum wesent­li­chen Inhalt unse­res christ­li­chen Glau­bens, zu beken­nen, dass Gott unwan­del­bar ist und nicht aus­ge­lie­fert an Angst, dem Aus­druck eines Man­gels an abso­lu­ter Selbstverwirklichung.

Den­noch ist es wahr, dass Gott sich zum Men­schen mach­te. Nur wenn wir das glau­ben, kön­nen wir ech­te Chris­ten sein und nicht bloß Mono­the­is­ten. Es ist uns erlaubt, Weih­nach­ten zu fei­ern als Fest, an dem Gott war­mes und sterb­li­ches Fleisch wurde.

Es genügt nicht, zu behaup­ten, die Ver­wand­lung sei nur auf sei­ten des Men­schen gesche­hen, der von Gott ange­nom­men wur­de, und nicht in Gott selbst. […] Die Bot­schaft des Glau­bens beteu­ert uns: die Mensch­wer­dung ist eine Tat­sa­che und stellt ein Ereig­nis Got­tes dar. Gott ist wirk­lich Mensch gewor­den. Gott ist das Sub­jekt der Wand­lung. Dann muss es also mög­lich sein, dass die Unwan­del­bar­keit mit der Wan­del­bar­keit koexis­tiert, so wie es mög­lich ist, dass Mensch­heit und Gott­heit im sel­ben und ein­zi­gen Jesus Chris­tus zusam­men­tref­fen. In der Tat, Gott, der in sich selbst unver­än­der­lich ist, ist ver­än­der­lich in Jesus von Naza­ret. Gott ist so tota­le Lie­be, dass er in sich selbst alles mög­lich macht, selbst das, zu einem end­li­chen Men­schen zu wer­den. Wenn er nicht imstan­de wäre, Men­schen zu wer­den, dann wäre er nicht der Abso­lu­te. Wenn er sich nicht zu einem ganz ande­ren machen könn­te, ohne zu ver­lie­ren, was er von jeher ist, wäre er nicht die gan­ze und voll­kom­me­ne Liebe.

Leo­nar­do Boff, Mensch gewor­den. Das Evan­ge­li­um von Weih­nach­ten, Frei­burg 1986, 15–16.

Bild: Pie­ter Breu­ghel d.J.: Anbe­tung der Köni­ge im Schnee

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