mor­gen

Obstwiese im Frühling

mor­gen schonkönn­tedie welt nicht mehr sein aber jetzt­singt die amsel Bild: Obst­wie­se auf dem Gelän­de der Lan­des­gar­ten­schau, Straubing

Ost­see

Ostsee Born am Darß

Woge um Woge bran­det her­an
Gischt spült das
Mond­licht ans Ufer

Tage und Jah­re ver­ge­hen
wie eine Spur im Sand

und mit ihnen
ich
Mensch

Aber ich blei­be ein Narr
und war­te auf Antwort

Bild: Born am Darß, Ostsee

Lyrik und Erleuchtung

Das Lyrik-Kabi­­nett Mün­chen hat zu einem Abend unter dem Titel »Erleuch­tung: poe­ti­sche und reli­giö­se Erfah­rung« ein­ge­la­den. Hein­rich Dete­ring wird eine Run­de mit dem frisch­ge­ba­cke­nen Büch­­ner-Preis­­trä­­ger Jan Wag­ner, dem dich­ten­den pro­tes­tan­ti­schen Pfar­rer Chris­ti­an Leh­nert sowie der bilin­gua­len Lyri­ke­rin Yōko Tawa­da mode­rie­ren. Schon vor Beginn der Ver­an­stal­tung ist das Kabi­nett völ­lig über­füllt. Dicht gedrängt wer­den die Besu­che­rin­nen … wei­ter­le­sen …

Früh­lings­nacht

Island Landschaft Wiesenmoor

Das merk­wür­digs­te an den Träu­men der Men­schen ist, dass sie alle in Erfül­lung gehen; das ist von jeher so gewe­sen. […] Aus dem Wie­sen­moor klang noch Vogel­ge­sang her­über. Oder war es viel­leicht der Wider­hall vom Vogel­ge­sang des Wie­sen­moors in [Non­nis] See­le, der in die­ser kur­zen stil­len Stun­de der Früh­lings­nacht nicht ver­stum­men woll­te? Es war der … wei­ter­le­sen …

23. April: Zwei Geburtstage

Zwei Tita­nen nicht nur des Geis­tes, son­dern auch der Mensch­lich­keit fei­ern heu­te Geburts­tag: Am 23. April 1564 wur­de in Strat­ford-upon-Avon Wil­liam Shake­speare gebo­ren. Ich bewun­de­re sei­ne Gren­zen spren­gen­de Lei­den­schaft, die nicht nur die Pali­sa­den auf der Büh­ne besei­tigt hat, son­dern auch Schran­ken in den Köp­fen; ich stau­ne über sei­ne Weis­heit, die im Schei­tern und Miss­lin­gen Grö­ße sicht­bar macht und ich lie­be sei­nen Humor, der Ein­bil­dung und Hybris entzaubert.

Halldór Laxness (Einar Hákonarson)

Einen unvergleich­li­chen Humor hat­te auch Hall­dór Kil­jan Lax­ness, gebo­ren am 23. April 1902 in Reykja­vík. In ihm sehe ich einen Men­schen, der nie fer­tig war, der Denk-Sys­te­me immer nur als Hilfs­kon­struk­tio­nen betrach­tet hat, die nicht das eige­ne Urteil und die Nähe zu den Men­schen erset­zen. Ich schät­ze ihn, weil er als Schrift­stel­ler für Gerech­tig­keit stritt und sich für eine soli­da­ri­sche Welt ein­ge­setzt hat. Sei­nen inne­ren Frie­den gefun­den hat er nach wei­ten Rei­sen um die hal­be Welt auf der »Haus­wie­se« im Schat­ten des Glet­schers, wo für ihn Gott und Mensch neben­ein­an­der woh­nen. Auf der »Haus­wie­se« ver­brin­ge ich auch mei­nen Tag heu­te und den­ke an die bei­den mit den bes­ten Wün­schen zu ihren Geburts­ta­gen: mögen sie wei­ter­hin vie­le Lese­rin­nen und Leser finden!

Bild: Einar Háko­nar­son, Por­trät Hall­dór Lax­ness © Wikimedia

Lebe­wohl für einen gro­ßen Magier

Gabri­el Gar­cía Már­quez ist tot. Sogar der Staats­prä­si­dent von Kolum­bi­en trauert:

Für mich war er immer einer der größ­ten. Sei­ne Per­fek­tio­nie­rung des »magi­schen Rea­lis­mus« hat mich, als ich »Hun­dert Jah­re Ein­sam­keit« auf­schlug,  von der ers­ten Sei­te an fas­zi­niert. Es ist der Gedan­ke, dass die Wirk­lich­keit selbst, so wie sie ist, unend­lich viel reich­hal­ti­ger ist, als unser All­tags­ver­stand das wahr­ha­ben möch­te. Ich muss nichts dazu tun oder gar »erfin­den«, es genügt, wirk­lich hin­zu­schau­en. Ich bin über­zeugt, dass der »Magi­sche Rea­lis­mus« sich gewis­ser­ma­ßen von der ande­ren Sei­te genau jenem Punkt nähert, auf den auch sein roman­ti­sches Gegen­stück zielt, der »Magi­sche Idea­lis­mus«, wie Nova­lis ihn mit sei­ner »Wech­sel­re­prä­sen­ta­ti­ons­leh­re des Uni­ver­sums« begrün­den woll­te. Bei­de Kon­zep­te grün­den in der Ahnung, dass das Ein­zel­ne und das Gan­ze in einer ver­bor­ge­nen Har­mo­nie mit­ein­an­der ver­bun­den sind.

Selt­sam, dass in den vie­len Nach­ru­fen, die jetzt erschei­nen, eines von Gar­cía Már­quez schöns­ten und größ­ten Wer­ken nicht erwähnt wird: Cró­ni­ca de una muer­te anun­cia­da, eine Erzäh­lung, die klas­si­sche for­ma­le Meis­ter­schaft mit moder­nem jour­na­lis­ti­schen Blick und einem fas­zi­nie­ren­den Plot ver­bin­det und dabei durch­aus die Stil­merk­ma­le des Magi­schen Rea­lis­mus anklin­gen lässt.

Lebe­wohl, Gabo!

Bes­ser scheitern

Samuel Beckett

Ever tried. Ever fai­led. No mat­ter. Try again. Fail again. Fail bet­ter. Samu­el Beckett, Worst­ward Ho! Bild: Samu­el Beckett, © Wikimedia

aus­weg

Stora Alvaret, Öland 2011

ein lied auf den lip­pen wie lear­ei­nen namen – den namen ‑hal­te ich dar­an fest­dass als aus­wegdem wahn die erleuch­tung bleibt. Bild: Sto­ra Alva­ret, Öland

treib­gut

gespült an den strand der zeittreib­gut inmit­ten geord­ne­ter welt­sagt jede wel­le mir­die mich berührt:dein platz ist hier.und doch tas­te ich­nach dem hori­zont ‑hin­ter den schlei­erdort­hin von woher die amsel singt. Bild © flo­cki­ne /​​ Pix­a­bay

früh­lings­abend

ins blau des him­mels wei­sen abends die äste der alten linde.