Zwei Titanen nicht nur des Geistes, sondern auch der Menschlichkeit feiern heute Geburtstag: Am 23. April 1564 wurde in Stratford-upon-Avon William Shakespeare geboren. Ich bewundere seine Grenzen sprengende Leidenschaft, die nicht nur die Palisaden auf der Bühne beseitigt hat, sondern auch Schranken in den Köpfen; ich staune über seine Weisheit, die im Scheitern und Misslingen Größe sichtbar macht und ich liebe seinen Humor, der Einbildung und Hybris entzaubert.
Einen unvergleichlichen Humor hatte auch Halldór Kiljan Laxness, geboren am 23. April 1902 in Reykjavík. In ihm sehe ich einen Menschen, der nie fertig war, der Denk-Systeme immer nur als Hilfskonstruktionen betrachtet hat, die nicht das eigene Urteil und die Nähe zu den Menschen ersetzen. Ich schätze ihn, weil er als Schriftsteller für Gerechtigkeit stritt und sich für eine solidarische Welt eingesetzt hat. Seinen inneren Frieden gefunden hat er nach weiten Reisen um die halbe Welt auf der »Hauswiese« im Schatten des Gletschers, wo für ihn Gott und Mensch nebeneinander wohnen. Auf der »Hauswiese« verbringe ich auch meinen Tag heute und denke an die beiden mit den besten Wünschen zu ihren Geburtstagen: mögen sie weiterhin viele Leserinnen und Leser finden!
Bild: Einar Hákonarson, Porträt Halldór Laxness © Wikimedia