Beseelte Wolken

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Es ist Nacht und ich fahre mit dem Auto über die Bundesstraße. Der Herbstwind treibt die Blätter der Linden in dichtem Gestöber vor sich her. Selbst im Auto kann ich fast den Wind spüren und die erdige Luft riechen. Vor mir hängen tief die Wolken, die von einer Reflexion der untergangenen Sonne tiefrosa erleuchtet sind. Sie erscheinen mir belebt und ich versuche zu verstehen, was sie mir sagen wollen. Mir kommt Tarkowskis „Solaris“ in den Sinn: die Wolkenbilder wirken ähnlich lebendig wie die Oberfläche dieses geheimnisvollen Planeten mit ihren ozeanischen Wellen und Dünsten. Wie kämen wir dazu, die Vorstellung universaler Beseeltheit in alles, was uns in der Natur begegnet, zu projizieren, wenn da nicht etwas wäre, was dieser Erwartung entspricht!