Am frühen Morgen im Haus: im Halbdunkel hallen meine Schritte, von draußen fällt das Sonnenlicht herein, ohne den Schatten aufzuhellen. Erinnerungen an die Kindheit werden wach: die kühlenden Fliesen im Hausgang scharf abgesetzt vom gleißenden Licht und der Hitze im Garten.
Wenige Stunden später nach der Taufe von Felix Steinleitner (Dehm) im Stadtpark »Unter den Linden«: nichts Schöneres als im Schatten zu sitzen und sich den Duft des Sommers in die Nase wehen zu lassen. Im Hochsommer ist der Rhythmus der Natur normalerweise spürbar verlangsamt, die Dynamik des Frühlings und Frühsommers gebrochen. In diesen Julitagen ist das anders: der noch ungewöhnlich starke Gesang der Vögel bringt Bewegung in die träge Wärme und das bedächtige Rauschen der Blätter, ohne dem Eindruck, dass das alles nicht mehr recht an der Zeit sei, entgegentreten zu können. Dann plötzlich ein kühlender Luftzug, der – unvorhersagbar, wie ein Geschenk – den Geruch von Gewürzen und Blumen mit sich führt und andeutet: hinter der Stille ist Leben.