Berech­tig­te Frage

Nach dem Brand­an­schlag auf eine Unter­kunft für Asyl­be­wer­ber im frän­ki­schen Vor­ra übt die Poli­tik sich in Scha­dens­be­gren­zung.  Man äußert Ver­ständ­nis für angeb­lich berech­tig­te Sor­gen von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern, die bei PEGIDA und ähn­li­chen Akti­ons­bünd­nis­sen mit­mar­schie­ren, und mahnt gleich­zei­tig davor, dass Mit­läu­fer sich von den mehr­heit­lich rechts­extre­men Orga­ni­sa­to­ren die­ser Bewe­gun­gen miss­brau­chen las­sen wür­den. Das klingt für mich selt­sam unent­schlos­sen und wird nicht rei­chen, um ein star­kes gesell­schaft­li­ches Signal gegen Frem­den­feind­lich­keit zu set­zen. Die ein­schlä­gi­gen Res­sen­ti­ments sind viel zu tief ver­an­kert und wer­den auch noch pseu­do­in­tel­lek­tu­ell gerecht­fer­tigt. So etwa von Alex­an­der Kiss­ler jüngst im »Cice­ro«, der in PEGIDA gar ein Zei­chen leben­di­ger Demo­kra­tie sieht, in der »poli­ti­sche Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten offen und öffent­lich und fried­lich aus­ge­tra­gen wer­den«. Aus­ge­rech­net er, der sonst eher den Schul­ter­schluss mit jenen übt, die Reli­gi­on bei uns als Opfer von Spott und Into­le­ranz sehen, kommt im Blick auf den Islam zu der (durch­aus berech­tig­ten) Schluss­fol­ge­rung: »Reli­gio­nen müs­sen es in Demo­kra­tien eben­so wie Poli­ti­ker oder Unter­neh­men aus­hal­ten, dass sie öffent­lich hart ange­fasst wer­den.« Ob sei­ne Freun­de auf einer sich beson­ders katho­lisch dün­ken­den Web­site das auch so sehen? Jeden­falls scheint man dort nicht so glück­lich zu sein mit einer Stel­lung­nah­me des neu­en Köl­ner Kar­di­nals Woel­ki, in der er sich mit wün­schens­wer­ter Deut­lich­keit von PEGIDA und ande­ren selbst­er­nann­ten »Ret­tern des Abend­lan­des« abgrenzt. Von der Leser­schaft des besag­ten Por­tals wur­de Woel­ki bin­nen kur­zer Zeit mit der­ma­ßen wüten­den Kom­men­ta­ren über­häuft, dass man sich offen­bar gezwun­gen sah, die­se zu löschen und die Kom­men­tar­funk­ti­on zu deak­ti­vie­ren. Einer der Kom­men­ta­to­ren hat­te dort noch Kiss­lers Arti­kel als »schö­nen Kon­ter« gegen den Kar­di­nal emp­foh­len. Beson­ders bestür­zend eine gan­ze Rei­he von Kom­men­ta­ren, die auf des Kar­di­nals The­se »Wir müs­sen die­se Her­aus­for­de­run­gen mit rechts­staat­li­chen Mit­teln lösen« mit unver­hüll­ten Absa­gen an den Rechts­staat geant­wor­tet hatten.

Einen wirk­lich guten Kon­ter gegen die Ver­harm­lo­ser jeg­li­cher Cou­leur hin­ge­gen setzt der Regens­bur­ger Rechts­an­walt Tho­mas Tro­idl, der die sehr berech­tig­te Fra­ge auf­wirft, »ob es einen Zusam­men­hang zwi­schen tota­li­tä­ren The­sen (zu Hau­se wird gefäl­ligst Deutsch gespro­chen) und tota­ler Ableh­nung (kein Asy­lat in Vor­ra) gibt«. Die Ant­wort erüb­rigt sich und soll­te für jeden den­ken­den Men­schen auf der Hand liegen.

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Der Regenpfeifer heißt mit bürgerlichem Namen Hermann Josef Eckl und lebt in Regensburg. Auf seiner Pinnwand können Sie Ihr Feedback hinterlassen. Hier finden Sie seine aktuelle Lektüre. Hören können Sie ihn in einigen Podcasts. Noch mehr über ihn erfahren Sie hier.

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