Bücher kau­fen

Bücher kau­fen ist etwas, was mir seit Jugend­ta­gen so natür­lich ist, wie Nah­rung oder Klei­dung kau­fen. Im Grun­de brauch­te ich Bücher sogar immer not­wen­di­ger als alles ande­re. Ich habe mit dem Sam­meln zuerst in der Atten­kof­erschen Buch­hand­lung in Strau­bing begon­nen. Da gab es die Dreh­stän­der mit den Taschen­bü­chern und die the­ma­tisch geord­ne­ten Rega­le: irgend­wie fan­den die Titel und Autoren von dort auf magi­sche Wei­se zu mir. Ich wuss­te oft schon beim ers­ten Hin­schau­en, was mich ansprach und in den meis­ten Fäl­len soll­ten die Titel, die ich auf­grund einer unbe­stimm­ten Ahnung kauf­te und als Schü­ler oft nur mit Mühe ver­stand, sich als jene erwei­sen, die mich nun schon fast ein hal­bes Leben beschäf­ti­gen: »Mohn und Gedächt­nis«, »Ulys­ses«, »Vom Honig zur Asche« usw. Spä­ter wur­de mei­ne Suche geziel­ter, die Kennt­nis­se der Lite­ra­tur­ge­schich­te und der Geis­tes­wis­sen­schaf­ten wuch­sen und ich ent­wi­ckel­te ein Ras­ter, um nach Büchern, die ich haben woll­te, Aus­schau zu hal­ten. Für die Theo­lo­gie war es die Buch­hand­lung »Löne­ker«, die zwar sehr klein war und in ihrem Ange­bot sehr auf die »prak­ti­sche« theo­lo­gi­sche Lite­ra­tur zuge­schnit­ten, aber wenigs­tens bei den Neu­erschei­nun­gen doch immer wie­der Inter­es­san­tes und Über­ra­schen­des bereit­hielt. Dann wur­de es mit dem Bücher­kau­fen schwie­ri­ger: Bücher Pus­tet kam nach Strau­bing, die Atten­kof­ersche Buch­hand­lung wur­de geschlos­sen. Die Ver­kaufs­flä­chen waren grö­ßer, die Aus­wahl viel­fäl­ti­ger. Zunächst wur­de Pus­tet noch von einer begeis­ter­ten und kun­di­gen Buch­händ­le­rin geführt, bald aber kom­mer­zia­li­sier­te sich das Ange­bot und bei all dem Vie­len gab es nur mehr wenig Gutes zu ent­de­cken. Die Magie war dahin, in die­ser waren­haus­ar­ti­gen Ver­kaufs­at­mo­sphä­re konn­ten mich kei­ne Bücher mehr finden.

Über lan­ge Jah­re war ich auf der Suche nach einer Buch­hand­lung, die den alten Zau­ber wie­der wecken wür­de. Eine mit einem freund­li­chen und kom­pe­ten­ten Buch­händ­ler, der mei­ne Lei­den­schaft für Lite­ra­tur teilt, mit dem man sich über aktu­el­le Neu­erschei­nun­gen unter­hal­ten kann, der nach und nach mei­ne Inter­es­sen ken­nen­lernt und ein Gespür dafür hat, wor­auf er mich auf­merk­sam machen muss. Nach­dem ich mich jah­re­lang mit anony­men Groß­buch­hand­lun­gen und Inter­net­be­stel­lun­gen durch­ge­schla­gen hat­te, hat­te ich die Hoff­nung fast auf­ge­ge­ben. Doch ich wur­de fün­dig: eine Buch­hand­lung nicht all­zu weit weg von mei­nem Wohn­ort Regens­burg, klein, aber fein, mit einem freund­li­chen und infor­mier­ten Buch­händ­ler, bei dem man sogar eine Tas­se Tee trin­ken kann. Es ist die Buch­hand­lung am Rat­haus in Burglen­gen­feld. Ich wün­sche Sebas­ti­an Tho­mann mit sei­nem Her­zens-Pro­jekt ganz viel Erfolg und vie­le treue Kunden!

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Der Regenpfeifer heißt mit bürgerlichem Namen Hermann Josef Eckl und lebt in Regensburg. Auf seiner Pinnwand können Sie Ihr Feedback hinterlassen. Hier finden Sie seine aktuelle Lektüre. Hören können Sie ihn in einigen Podcasts. Noch mehr über ihn erfahren Sie hier.

1 Gedanke zu „Bücher kau­fen“

  1. Inzwi­schen hat sich Sebas­ti­an Tho­mann lei­der zurück­ge­zo­gen. Die Buch­hand­lung wird aber von einer frü­he­ren Mit­ar­bei­te­rin zumin­dest vor­läu­fig unter dem bekann­ten Namen weitergeführt.

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